Übung macht auch im Blindensport den Meister

Zuger Presse – Zügerbieter

Seit Mitte Oktober wird im «Haus des Lernens – SO20» der Blindensport Showdown gespielt. Auch Sehende sind dazu herzlich eingeladen.

Schon als Kind hatte Rita Dütsch eine geringe Sehkraft und hätte in ihrer Freizeit gerne mit einem Ball gespielt.

Glücklicherweise hat sich das in der Zwischenzeit geändert. Per Zufall entdeckte die Sehbehinderte Showdown und spielt nun seit Sommer 2016 regelmässig. Rita Dütsch erklärt die Sportart folgendermassen: «Es wird zu zweit gespielt und lässt sich am ehesten mit Tischtennis vergleichen», beginnt die Schweizer Meisterin, die ihren Titel jetzt im Oktober erfolgreich verteidigen konnte. «Der Tisch ist mit einer Bande versehen, die Ecken sind abgerundet. An den beiden Enden befindet sich je eine Aussparung mit einem Netz, welches als Tor dient», fährt die 62-Jährige begeistert fort. Zudem sei in der Mitte, oberhalb der Bande, eine transparente Platte befestigt, sodass der Ball unten durchgespielt werden könne.

Damit die Rollbewegungen des harten Spielballes wahrgenommen werden, ist er mit Metallstiften gefüllt. «Gespielt wird mit einem Holzschläger. Gute Dienste gegen hart geschlagene gegnerische Bälle leisten Handschuhe und eine abgedunkelte Brille.» Ziel dieses dynamischen Sports sei es, den Ball unter der Platte ins Tor des Gegners zu schiessen. Zudem müssen diverse Regeln eingehalten werden. Das Spiel wird von einem Schiedsrichter unterstützt. «Manchmal helfe ich auch in dieser Funktion aus. Willkommen sind aber auch sehende Menschen. Wir sind dankbar für jede Hilfe. Sei es zum Beispiel als Schiedsrichter oder, um sehbehinderte Spieler vom Bahnhof abzuholen», ergänzt Rita Dütsch freundlich.

Im «Haus des Lernens – SO20» ist sie fündig geworden «Showdown ist schnell und
laut, aber auch spannend. Es werden verschiedene Sinne geformt. Am Anfang braucht es
etwas Zeit, bis jeder das Gefühl fürs Spielen gefunden hat. Und lernen zu hören, ist auch wichtig», erläutert die gelernte Physiotherapeutin und Achtsamkeitslehrerin. Überdies müsse
man verteidigen, andrerseits aber auch angreifen. Die Sportart wurde in Kanada erfunden. Allerdings werde sie in diesem Land nicht mehr gespielt, erzählt Rita Dütsch. Dafür sei Europa recht stark dabei. «Momentan ist die Schweiz jedoch noch auf den hinteren Rängen zu finden», eint die sympathische Mutter zweier erwachsener Kinder, die in Winterthur eine Gruppe betreut.

Als Mitglied der Swiss Showdown Vereinigung ist sie für die Förderung zuständig. Und wie kam der Blindensport nach Zug? «Einen geeigneten Raum zu finden, gestaltete sich sehr schwierig. Im ‹Haus des Lernens – SO20› wurde ich, nach zweijähriger Suche, fündig. Er befindet sich zuoberst im 5. Stock», erzählt Rita Dütsch, fasziniert von der schönen Lage in Zug, weiter. Im Moment spielen zwei Erwachsene regelmässig. «Ich begleite die Gruppe noch. Wenn alles ins Rollen kommt, werde ich sie dann abgeben.» Rita Dütschs Alltag als sehbehinderte Frau und das intensive Training erfordern sehr viel Konzentration. Ausser Haus trifft sie zudem auch unerwartete herausforderungen an. «Zum Beispiel achtlos herumstehende E-Scooter oder das Blockieren der weissen Blindenstreifen am Boden. Solche Hindernisse können für Sehbehinderte gefährlich sein», berichtet die Winterthurerin nachdenklich. «Mit einem Führhund unterwegs zu sein, ist viel angenehmer. Da ich im Moment aber keinen Hund an meiner Seite habe, benutze ich seit drei Jahren den Langstock.» Als Ausgleich entspannt Rita Dütsch gerne bei einem Waldspaziergang oder geniesst gemeinsame Tandemfahrten mit ihrem Mann.

Der 34-jährige Manuele Delnevo aus Baar spielt seit diesem Jahr Showdown. Der gelernte Koch trifft sich zusammen mit Tom Steiner jeweils am Mittwochabend im «Haus des Lernens – SO20» in Zug. «Ich bin auch zusätzlich am Freitagabend hier anzutreffen», fügt Delnevo bei. «Noch spielen wir zum Plausch», erzählen die beiden begeistert weiter. «Eventuell nehmen wir im nächsten Jahr an einem Turnier teil.» Ihr Ziel sei es, auch einmal Schweizer Meister zu werden.

Bericht von Barbara Munz


Manuele Delnevo (rechts) und sein bald 23-jähriger Gegner Tom Steiner
spielen einen Match, beobachtet von Begleitperson Alois Speck.
Bild: Barbara Munz

Original Beitrag im Zuger Presse – Zugerbieter vom 29.11.2022